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 Jede Stadt hat ein Zentrum, das alle Viertel miteinander verbindet und zusammenhält. So auch Düsterwacht.

Aber hier muss ein wirklich potenter Kleber am Werk sein, um all das miteinander zu verbinden, was sich ansonsten schneller voneinander entfernen würde als ein ohnmächtig Betrunkener in der Gosse von seinem Geldbeutel.

Auf der einen Seite die Burg, der Amtssitz des Barons und Unterkunft seiner adligen Besucher mit ihrem Glanz und Reichtum, sich sonnend im Licht der Kirche des ewigen Feuers. Stolz erhobene Häupter, die sich im Schein ihrer Abstammung und der Gewissheit ihres Reichtums vor fast niemandem neigen. Und die Kirche des ewigen Feuers, die eine solche Verneigung gerne sehen würde und mehr oder weniger unterschwellig fordert. Der Tanzsaal der Politik und somit oftmals gefährlicher als jeder andere Ort in dieser Stadt.

Auf der anderen Seite die Gosse: Heimat der Glücklosen und derjenigen, die Glück darin finden, andere mit „stichhaltigen Argumenten“ sehr schnell und endgültig unglücklich zurückzulassen. Ein Ort, der auch im Licht der Mittagssonne dunkel wirkt und den man nur aufsuchen sollte, wenn man nichts mehr, oder ansonsten alles zu verlieren hat. Man ist automatisch erleichtert, aus der Gosse wieder herauszukommen und manchmal bezieht sich diese Erleichterung auch und vor allem auf den Geldbeutel.

Auch die Halle des Wissens liegt am Stadtzentrum; oft vom Volk besucht, um unter seinem Dach Schutz vor Regen, in den Vorlesungen Schutz vor Dummheit, beim Alchemisten Schutz vor Krankheit und beim Buchbinder Schutz vor schlechtem Gedächtnis zu finden.

Auch die Stadtwache ist hier zu finden. Vom Volk wesentlich seltener und zurückhaltender besucht als die Halle des Wissens. Gewiss wäre dies anders, wenn man immer wüsste, wes Geistes Kind der gerade im Dienst befindliche Wächter ist. Nur im Moment ist es wie eine nächtliche Suche in der Besteckschublade. Man weiß, dass man sich klemmen, schneiden oder stechen wird, man weiß nur nie wann, wie heftig und mit welchen Folgen.

Ebenfalls ist der Stadtbrunnen im Stadtzentrum zu finden. Zwar wird er jetzt wieder zum Wasserholen genutzt, jedoch steht das holen von Neuigkeiten eindeutig im Vordergrund. Hier trifft man sich, tauscht Neuigkeiten aus - deren Wahrheitsgehalt nie so klar ist wie das geschöpfte Wasser - und im Fortgehen lässt das eine oder andere traurige, einsame, sehnende oder in Liebe entbrannte Herz ein Geldstück im Brunnen zurück. Man sagt, je wertvoller die Münze, desto sicherer wird der Wunsch in Erfüllung gehen. Ob dies der Wahrheit entspricht, oder von einigen Jungs mit langen Keschern in die Welt gesetzt wurde, mag der geneigte Besucher selbst herausfinden.

Vom Brunnen hat man einen guten Blick über die kleine Ruine, die im Inneren von Düsterbruch liegt. Sie war schon vor der Stadtgründung hier; niemand weiß, wer sie baute oder welchem Zweck sie diente. Manche nennen sie liebevoll ihre „Kirchenruine“, aber welche Religion hier beheimatet war und welchen Göttern hier gehuldigt wurde, ist ebenso in Vergessenheit geraten wie das Volk, das diese Mauern errichtete. Und so blieben die Ruinen bei und seit der Gründung von Düsterwacht unangetastet. Man steckt seine Hand eben nicht in einen Baumstumpf, wenn man nicht weiß, was vielleicht darin haust.
Sollte wirklich jemand über geisterhafte Erscheinungen, Phantome, unheimliche Lichter und unerklärliche Schwächeanfälle berichten, raten wir dem geneigten Besucher nicht aus den Augen zu verlieren, dass im Stadtzentrum auch die Taverne liegt. Und mancher Besucher wird viel geneigter aus ihr herauskommen als er sie betreten hat.

Hier wartet immer ein kühles oder warmes Getränk auf den zahlenden Kunden. Abends erhebt oft der eine oder andere Troubadour oder Barde seine Stimme und das nicht nur, um ein neues Getränk zu bestellen.  Hier findet man anregende Gespräche und aufregende Spiele, bei denen oft das eine oder andere Geldstück den Besitzer wechselt. Inwiefern es sich hier um Glücksspiele handelt, hängt immer von der Zusammensetzung der Spielrunde ab, egal ob Würfel oder Karten involviert sind. Mancher machte hier sein Glück, andere ihr Testament. So vergessen wir am besten nie, was schon Mütterchen Schuldheims sagte: „Trinken macht Spaß, Spielen macht Freude, doch zusammen bringt es oft Dir die Räude!“


Für die Feierlichkeiten der Mayfeuer hat der Baron den Platz im Stadtzentrum für die Besucher freigegeben, um hier ihre Zelte und Lager aufzuschlagen. Doch sollte man bei all dieser Gastfreundschaft nie vergessen, wohin man denn nun seine Schritte lenkt. Hier trifft der Adel auf den Pöbel, der Bürger auf den Priester und eine falsche Gasse führt anstatt zu einem anregenden Getränk schnell zu einer aufregenden Interaktion mit stichhaltigen Folgen.
Zumindest kann jeder Besucher von Düsterwacht sicher sein, dass sich so die entsprechenden Wege schnell und nachhaltig einprägen.
Sehen wir dies als einen Service für kurze Wege und nicht als eine Gefahr für Leib und Leben, gewinnt der Aufenthalt in Düsterwacht sehr an Charme.

Also: Willkommen im „charmanten“ Städtchen Düsterwacht.

 Aus dem Buch „Perlen des Nordens“, Kapitel Novigrad, Anhang zum Umland von Novigrad



Every city has a center that connects all the neighborhoods and holds them together. So does Düsterwacht.

But there must be a really potent glue at work here to connect all that would otherwise move apart faster than a passed-out drunk in the gutter from his wallet.

On one side, the castle, the Baron's official residence and home to his noble visitors, with its splendor and wealth, basking in the light of the Church of Eternal Fire. Proudly raised heads, bowing to almost no one in the glow of their lineage and the certainty of their wealth. And the church of eternal fire, which would like to see such bowing and more or less subliminally demands it. The dance hall of politics and thus often more dangerous than any other place in this city.

On the other hand, the gutter: home of the luckless and those who find happiness in leaving others unhappy very quickly and definitively with "valid arguments". A place that seems dark even in the light of the midday sun and that one should only visit when one has nothing left, or otherwise everything to lose. One is automatically relieved to get out of the gutter again and sometimes this relief also and especially refers to the wallet.
The Hall of Knowledge is also located at the center of the city; often visited by the people to find shelter from rain under its roof, shelter from stupidity in the lectures, shelter from illness with the alchemist and shelter from bad memory with the bookbinder.

The city guard can also be found here. Visited by the people much more rarely and reservedly than the Hall of Knowledge. Certainly, this would be different if one always knew whose brainchild the guard currently on duty is. Only at the moment it is like a nightly search in the cutlery drawer. You know you're going to get jammed, cut or stabbed, you just never know when, how violently and with what consequences.

The town fountain can also be found in the town center. Although it is now used again for fetching water, the fetching of news is clearly in the foreground. People meet here, exchange news - the truth of which is never as clear as the water they draw - and as they leave, one or the other sad, lonely, yearning heart or heart in love leaves a coin in the fountain. It is said that the more valuable the coin, the more certain the wish will come true. Whether this is true, or whether some guys with long landing nets put it into the world, the inclined visitor may find out for himself.

From the fountain one has a good view over the small ruin, which lies in the interior of Düsterbruch. It was here before the town was founded; no one knows who built it or what purpose it served. Some affectionately call it their "church ruin," but what religion was based here and what gods were worshipped here have been forgotten, as have the people who built these walls. And so the ruins remained untouched at and since the founding of Düsterwacht. You don't stick your hand into a tree stump if you don't know what might be living inside.

If someone really reports about ghostly apparitions, phantoms, eerie lights and inexplicable attacks of weakness, we advise the inclined visitor not to lose sight of the fact that the tavern is also located in the center of town. And many a visitor will come out of it much more inclined than when he entered it.
Here, a cool or warm drink is always waiting for the paying customer. In the evening, one or the other troubadour or bard often raises his voice and not only to order a new drink.  Here you can find stimulating conversations and exciting games, where often one or the other coin changes hands. To what extent these are games of chance always depends on the composition of the game round, regardless of whether dice or cards are involved. Some made their fortune here, others their will. So we best never forget what even Mütterchen Schuldheims said: "Drinking is fun, playing is fun, but together it often brings you the mange!"


For the Mayfire celebrations, the Baron has cleared the town center square for visitors to pitch their tents and camps. But in the midst of all this hospitality, one should never forget where one is directing one's steps. Here the nobility meets the rabble, the burgher meets the priest, and a wrong alley, instead of leading to a stimulating drink, quickly leads to an exciting interaction with stinging consequences.
At least every visitor of Düsterwacht can be sure that this way the appropriate paths will be memorized quickly and lastingly.
If we see this as a service for short distances and not as a danger for life and limb, the stay in Düsterwacht gains a lot of charm.

So: Welcome to the "charming" town of Düsterwacht.

From the book "Pearls of the North", chapter Novigrad, appendix on the Novigrad area

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